Baccarat in den Medien
1. Baccarat in Literatur und Film: Spezialfall James Bond
Seit einigen Jahren pokert James Bond. Das ist bedauerlich. Das Lieblingsspiel des Originals war schon immer Baccarat. Der Texas Hold’em Boom, 2006 noch in vollem Schwung, verführte die Macher von „Casino Royale“ dazu, Daniel Craig, gegen Le Chiffre pokern und – natürlich! – im finalen Spiel gewinnen zu lassen. Mit der bestmöglichen Pokerhand, einem Royal Flush. Ganz schön banal, finden Sie nicht auch?
Bond. James Bond. Highroller am Baccarattisch
Ian Fleming (1908 – 1964), der geistige Vater des Spions mit der Lizenz zum Töten, arbeite während des Zweiten Weltkriegs im britischen Marine-Nachrichtendienst. Als Verbindungsoffizier war in Gibraltar, Südspanien und Portugal unterwegs. Seine Leidenschaft für Chemin de Fer entdeckte er im noblen Casino Estoril, der zu dieser Zeit größten Spielbank Europas. Die elegante Baccarat Variante inspirierte ihn nicht nur dazu, eine (bald missglückte) Karriere als Profizocker im Dienste des Secret Service ins Auge zu fassen, sondern gab ihm auch die Idee zum ersten James-Bond-Roman. 1953 erschien „Casino Royale“ – eben jenes Buch, für dessen Verfilmung mehr als 50 Jahre später die köstliche Dekadenz des Baccarattischs durch ein brachiales Texas Hold’em Spiel ersetzt wurde.
Bis 2006 hatte das klassische Highrollerspiel in fast allen James Bond Romanen und Filmen für amüsante bis spannende Szenen in mondänem, kosmopolitischem Ambiente gesorgt:
– Sean Connery spielt es in „Dr. No“ und „Thunderball“ („Sag niemals nie“),
– Timothy Dalton in „On Her Majesty’s Secret Service“ („Im Geheimdienst Ihrer Majestät“),
– Roger Moore in „For Your Eyes Only“,
– Pierce Brosnan, der direkte Vorgänger von Daniel Craig, in „GoldenEye“.
007 ist nicht bloß Stratege
Baccarat erzählt eine andere Geschichte als Texas Hold’em. Am Pokertisch gewinnt am Ende mit großer Wahrscheinlichkeit der cleverste Spieler, der, der sich am besten aufs Täuschen versteht, den Gegner „zu lesen“ weiß und hart am Wind zu segeln versteht. Über all diese Fähigkeiten verfügt James Bond natürlich in hohem Maße. Chemin de Fer erfordert nur einen winzigen Hauch von Kartenverständnis, steht aber trotzdem für vieles von dem, was James Bond eigentlich ausmacht.
Kann nicht mal jemand Daniel Craig Baccarat beibringen?
Der Geheimagent Ihrer Majestät spielt Baccarat zur Entspannung, und um seine Kontakte in der Noblesse zu pflegen. Er flirtet mit hübschen Frauen, die ihm praktisch ebenbürtig am Tisch gegenübersitzen und sehr charmant verlieren. Als er am Baccarattisch auf Leben und Tod gegen Le Chiffre antritt, muss er auf einen glücklichen Zufall bauen, die einzige Methode, diesen superintelligenten Erzschurken zu stoppen. Poker mag das intelligentere Spiel sein – die hintergründige Romantik und das mondäne Flair eines Baccarattischs gehen Texas Hold’em und Co. völlig ab. Und ein Royal Flush als Siegerhand gehört nicht in einen James Bond Film, sondern in eine spritzige Komödie à la Maverick.
2. Baccarat auf Kinoleinwand und TV Screen
Erinnern Sie sich an Filme, in denen es Casinoszenen nicht um Roulette oder Blackjack geht, sondern die Hauptfigur Baccarat spielt? Die Chancen stehen gut, dass Ihnen höchstens die legendäre Anfangssequenz des James Bond Films „Dr. No“ einfällt. Nach dem Kartenduell fragt Sean Connery alias 007 seine reizende Gegnerin: „Sagen Sie mal, Miss Trench, spielen Sie eigentlich auch andere Spiele?“ Damit ist bereits die eine Hälfte dessen abgedeckt, worum es bei Baccaratszenen im Kino meistens geht: entweder um Glamour, Luxus und Romantik – oder um eine ordentliche Portion Desorientiertheit. Sehen Sie selbst.
A Hard Day’s Night
Der Beatles-Film Yeah! Yeah! Yeah! A Hard Day’s Night (1964) präsentiert uns Baccarat aus der Sicht des „einfachen Manns aus dem Volk“. Paul McCartneys Großvater John gerät an einen Baccarattisch. Dass er die Aufforderung „Banco“ als „Bingo!“ missversteht, „rettet“ ihn: Ausgiebig, detailreich und amüsant zeigt uns der Film die aberwitzigen Aktionen des alten Mannes, der keine Ahnung hat, was er tut und schließlich mit einem Riesengewinn aufsteht.
Casino Royale (1967)
Was genau dieser schräge Streifen mit dem James Bond Roman zu tun hat, auf dem er angeblich basiert, ist bis heute unklar. Immerhin kommen russische Bösewichte darin vor, Ursula Andress macht mit, und den Obergauner namens Le Chiffre spielt Orson Welles. Um ihn drängen sich gleich sechs Spitzagenten aus Großbritannien. Einen davon gibt Peter Sellers – als Baccaratgenie Evelyn Tremble. Weitere Stars im Aufgebot: David Niven, Woody Allen und Daliah Lavi. (Sie halten das für eine chaotische Filmbeschreibung? Schauen Sie sich die Zelluloidversion an und schreiben Sie uns, was Sie davon halten…)
Deep Space Nine: Our Man Bashir
Am 27. November 1995, zehn Tage, nachdem GoldenEye mit Pierce Brosnan als James Bond die Kinos erobert hatte, konnte sich die Star Trek Fangemeinde über ein Holodeck Hommage an den britischen Geheimagenten freuen. Dass der smarte Doctor Bashir mit „Bashir. Julian Bashir.“ vorgestellt wird, ist nur eine von vielen amüsanten Anspielungen. Unter anderem tritt Bashir gegen einen gewissen Hippocrates (!) Noah (!) am Baccarattisch an – komplette stilecht mit Frack und Fliege.
Rush Hour 3 (2007)
Dass der Durchschnittsamerikaner nicht den Hauch einer Idee hat, was beim Baccarat passiert, zelebrierte auch Jackie Chan mehrfach genüsslich, zuletzt im 3. Teil der Rush Hour Reihe. Unschlagbar komisch, wie unbeirrt Möchtegern-Casanova James Carter (Chris Tucker) sich an einem Blackjacktisch wähnt und darauf besteht, zwei Könige seien eine wirklich gute Hand.
Ein unmoralisches Angebot (1993)
Zum Abschluss noch was fürs Herz: Gibt es auch nur eine einzige Frau und Kinogängerin, die die Szene vergessen könnte, in der Robert Redford alias John Gage ganz sanft $100.000 über den grünen Filz schiebt? Kein Wunder, dass Diana (Demi Moore) ihm anschließend beim Craps gern den Würfel küsst. Als Glücksbringerin, versteht sich.