Poker in den deutschen Medien
Auf dem Umweg übers Internet ins deutsche Fernsehen: Bis zum Beginn des Online Poker Booms interessierte sich nur eine kleine Truppe hartgesottener Fans für Pokerübertragungen im TV. Obwohl immer auch einige Spieler aus Deutschland erfolgreich auf dem Circuit unterwegs waren, fanden Nachrichten von den Tischen der World Series of Poker und anderer großer Pokerfestivals hierzulande nie ein breiteres Publikum. Das änderte sich erst im Jahr 2003, als der Sieg des Online Qualifikanten Chris Moneymaker bei der WSOP des Jahres die virtuellen Pokerräume ins Licht der Öffentlichkeit rückte.
NLHE macht das Rennen
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts existierte eine nennenswerte Pokerkultur fast nur im englischsprachigen Raum. Bevor Poker online ging, beherrschten Stud Poker und Limit Hold’em das Geschehen – beides Varianten, die zwar extrem spannend sind, aber kaum telegenes Potenzial haben. No Limit Texas Hold’em wurde schon seit 1971 im Main Event der WSOP gespielt. Als Massenphänomen aber setzte sich dieses rasante, spannungsgeladene und für den unerfahrenen Zuschauer einfach zu verstehende Spiel erst an den virtuellen Tischen durch.
Medienrummel um Profizocker
Im Wettbewerb um den großen Kuchen, der sich da auftat, rissen sich die Online Poker Rooms um Profispieler, die bisher bloß an den Pokertischen von Las Vegas und anderen Zockerhochburgen brilliert hatten. „Menschen wie du ich“, die sich zum Teil aus sehr bescheidenen Verhältnissen „hochgepokert“ hatten, und deren Namen bis dato bloß in der Szene für Aufsehen sorgten, standen plötzlich im Scheinwerferlicht. Mit BraceletgewinnerInnen wie Eduard „Eddy“ Scharf, Katja „Lady Horror“ Thater und Michael „The Doc“ Keiner hatte auch Deutschland ein paar Medienstars im Rennen. Zahlreiche neue TV-Formate flimmerten über die Mattscheibe. Egal, wann man sich durchs Programm zappte – irgendwo gab es immer eine Übertragung eines Großevents mit namhaften Stars der Pokerszene.
Sendepause
Mit dem Abflauen des Poker Booms (nicht zuletzt aufgrund der verschärften Gesetze, mit denen viele Staaten, darunter auch Deutschland, das virtuelle Pokergeschehen einschränkten) flossen auch die Werbeeinnahmen und Sponsorengelder spärlicher. Immerhin sorgte der Sieg von Pius Heinz beim WSOP Main Events 2011 hierzulande noch einmal für Aufsehen: Der damals 22jährige Nordrhein-Westfale ließ ein Feld von mehreren Tausend Teilnehmern hinter sich und gewann knapp neun Millionen Dollar. Vom großen Poker Boom allerdings ist seither in den Medien nicht mehr viel zu spüren. Lediglich das zum Teil hochkarätige „German High Roller“ sowie ein paar zum Teil abstruse Formate wie die „Große Pokernacht“ mit den Geißens erinnern noch an die Glanzzeiten des raffinierten Spiels.