Roulette – die ewig junge Königin der Spielcasinos
Die Glücksspiellandschaft änderte sich in den letzten 20 Jahren dank der Entstehung von Online Casinos so rasant wie nie zuvor. Das berühmteste Hasardspiel der Welt aber strahlt wie eh und je das unvergleichliche Flair eines zeitlosen Klassikers aus: Roulette lockt die Menschen scharenweise an die (virtuellen und realen) Spieltische. Kaum ein anderes Casinospiel kann mit einer ähnlich spektakulären Mixtur aus vibrierender Spannung und Vielschichtigkeit von einfachen Schwarz-oder-Rot-Wetten bis zu komplexen Setzmöglichkeiten aufwarten.
Historische Wettspiele mit Zahlen und einfachen Chancen
Roulettetische tauchten zum ersten Mal in italienischen und französischen Spielsalons des 17. Jahrhunderts auf. Als direkte Vorläufer des Roulettespiels gelten heute vor allem:
- Zahlen- und Bilderlottos wie Biribis oder Cavagnole, die oft an einem Spieltisch mit Tableau gespielt wurden,
- Glücksräder, in denen eine Kugel über 90 Zahlenfächer lief, sowie
- Roly Poly (Rowley Powley, Rowlet).
Letzteres ist dem modernen Roulette am ähnlichsten: In einem Kessel drehte sich ein Rad mit Drehkreuz und ungefähr 40 Fächern. Einige davon trugen keine Beschriftung, womit sie der Null entsprachen und den Hausvorteil sicherten. Die übrigen waren abwechselnd mit einen E oder einem O (für Even/Odds = Gerade/Ungerade) gekennzeichnet. Hatten die Spieler ihre Einsätze platziert, ließ der Croupier genau wie heute das Rad rotieren und warf eine Kugel in den Kessel.
Roulette und Frankreich – eine große, alte Liebe
Die Details und Accessoires des Roulettespiels wurden immer eleganter und ausgefeilter. Mit Zubehör aus edlen Hölzern, schimmerndem Metall und Elfenbein und seinen dramatischen Momenten stellte es den perfekten Zeitvertreib für die gelangweilte Aristokratie am französischen Königshof dar. Während der von rigider Moral und Regierungsterror beherrschten Jahre nach der Revolution von 1789 fanden Glücksspiele nur im Verborgenen statt. Wenig später machte sich Napoleon Bonaparte, selbst ein begeisterter Gambler, die Möglichkeit zunutze, mithilfe von Glücksspiel die Staatskasse aufzubessern: Von 1806 durfte in Paris zwar offiziell wieder gezockt werden, allerdings ausschließlich in den Spielsalons des Palais Royal.
Die Geburt der modernen Roulette Versionen
Während sich im Französischen Roulette immer raffiniertere Setzmöglichkeiten (Annoncen) entwickelten, behielt es in der Neuen Welt die vergleichsweise schlichte Form bei, in der es über den Atlantik gekommen war: Beim Amerikanischen Roulette sind fast alle Wetten Tischwetten, und es gibt zwei Hausnummern (0 und 00). Die heute populärste Form ist das Europäische Roulette, das eine beschränkte Anzahl von Annoncen erlaubt. Mitte des 19. Jahrhunderts schließlich fand eine veritable Revolution am Roulettetischs statt. Sie nahm ihren Ausgang im Casino einer weltberühmten hessischen Kurstadt, in Bad Homburg vor der Höhe, und läutete die große Zeit der Spielbanken in Europa ein.
Das 19. Jahrhundert stellt die Weichen
Die Blütezeit des Roulettespiels in Europa begann mit einem neuen Casino in Bad Homburg, einem durch seine Thermal- und Heilquellen bekannten Städtchen am südlichen Rand des Taunus. Landgraf Ludwig von Hessen-Homburg schloss mit zwei französischen Finanzexperten, den eineiigen Zwillingen François und Louis, einen Vertrag über Bau und Pacht beziehungsweise Unterhalt eines Kurhauses mit Park und Spielbank. Von 1841 an rollte die Kugel in Bad Homburg und bescherte dem Städtchen nebenher auch noch die Mittel zum Aufbau einer modernen Infrastruktur, inklusive Straßenbeleuchtung und Wasserversorgung.
Hausvorteil für Bad Homburg
Das Engagement der Blancs im Bad Homburg sollte auch das Gesicht des Roulettespiels für immer verändern. Das heute bei Französischem und Europäischem Roulette übliche Tableau soll auf François Blanc zurückgehen, ebenso die offizielle Einführung von 0 und 00. Hausnummern hatte es schon zuvor auf dem Rouletterad gegeben, Normierung und Kennzeichnung der Nullen als grüne Zahlen stellten jedoch ein Novum dar. Um seinem Casino einen Vorteil zu verschaffen, entschied François Blanc, die Doppelnull vom Rouletterad zu verbannen. Dass nun nur noch 37 Zahlen im Kessel rotierten, vergrößerte die Gewinnchancen der Spieler.
Roulette wird bürgerlich
Die Rechnung ging auf, und aus der ganzen Welt strömten Liebhaber des Spiels um Rot und Schwarz in den hessischen Kurort. Der kluge Schachzug bewirkte aber noch mehr: Er beendete die elitäre Epoche des Roulettespiels. Bald gaben sich nicht mehr nur Geburts- und Geldadel an den Spieltischen ein Stelldichein, auch „Normalbürger“ begeistern sich zusehends dafür (zu einer ähnlichen Demokratisierung kam es gut 150 Jahre später, als die ersten Onlinecasinos ihre Pforten öffneten).
Blancs Geschäftsmodell wurde bald überall in Europa übernommen, in den Glücksspielmetropolen der USA allerdings wird Roulette bis heute bevorzugt mit zwei Hausnummern gespielt. 1872 wurde im neu gegründeten Deutschen Kaiserreich ein allgemeines Verbot des Glücksspiels durchgesetzt, das zur Schließung der Spielbanken und zur Entstehung unzähliger illegaler Spielsalons führte. Zu diesem Zeitpunkt leitete François Blanc schon längst äußerst erfolgreich das Casino im Fürstentum Monaco. Die Spielbank von Bad Homburg machte sich diesen Umstand bei ihrer Wiedereröffnung 1949 zunutze und nannte sich fortan “ Mutter von Monte Carlo“.